Elektronisches Rezept
Das elektronische Rezept (E-Rezept) soll nach gut 25 Jahren das altbekannte „Arzneiverordnungsblatt Muster 16“, das rosa Rezept, ablösen. Das gibt das Gesetz zur Stärkung der Arzneimittelversorgung (GSAV) vor. Das E-Rezept eröffnet neue Möglichkeiten in der praktischen Arzneimittelversorgung. Dabei ist das E-Rezept für Arzneimittel nur der erste Schritt im sukzessiven Rollout weiterer elektronischer Verordnungen von zum Beispiel verschreibungsfreien Arzneimitteln (Grünes Rezept), Digitalen Gesundheitsanwendungen oder Heil- und Hilfsmitteln.
Die gematik sowie die Leistungserbringer und Kostenträger im Gesundheitswesen sollen das E-Rezept konzipieren und umsetzen.
[glossar] So funktioniert die Arzneimittelversorgung mittels E-Rezept :::
Mit dem E-Rezept werden die Informationen zum verordneten Arzneimittel auf digitalem Weg transportiert.
- Für die Ärztin oder den Arzt ändert sich nun lediglich, dass die Unterschrift nicht mehr physisch auf dem Rezeptausdruck erfolgt, sondern elektronisch mithilfe der Software. Es wird jedoch erstmals ein komplett standardisierter Datensatz im sogenannten „Fast Healthcare Interoperability Resource (FHIR)“-Format erzeugt. Dieser Datensatz ist der Ausgangspunkt für alle nachgelagerten Prozesse und bildet somit den Schlüssel für den Datenaustausch von Softwaresystemen im Gesundheitssystem. Auf der Grundstruktur des E-Rezept-Datensatzes werden die zukünftigen Strukturen weiterer elektronsicher Verordnungen (DiGA, Grünes Rezept, Privatrezept etc.) aufbauen.
- Der signierte Datensatz wird über die Telematikinfrastruktur im sogenannten Fachdienst gespeichert. Nun gibt es zwei Möglichkeiten für Versicherte: Sie erhalten entweder einen Ausdruck des Tokens respektive Zugangscodes, mit dem sie in der Apotheke ihr E-Rezept bekommen. Alternativ kann mithilfe einer E-Rezept-App der Token an die gewünschte Apotheke gesendet werden.
- In der Apotheke wird das E-Rezept mithilfe des Tokens abgerufen. Bei der Arzneimittelabgabe erstellt die Apotheke einen Datensatz, mit dem sie das konkrete abgegebene Arzneimittel im Fachdienst dokumentiert.
- Auf diese sogenannten Dispensierinformationen (Dispensieren bedeutet: Arzneimittel abgeben) können die Versicherten zugreifen. So können sie sich nun weitere Informationen zum verordneten Arzneimittel, beispielweise die elektronische Produktinformation oder weiterführende Herstellerinformationen, unkompliziert anzeigen lassen. Zudem können die Informationen im Rahmen der Arzneimitteltherapiesicherheit die Prüfung auf mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln vereinfachen. In dem Dispensierdatensatz ist zudem die Chargeninformationen des erhaltenen Arzneimittels auf Wunsch verfügbar.
- Zusätzlich zum Dispensierdatensatz wird ein Abgabedatensatz von der Apotheke erstellt. Zusammen mit dem Verordnungsdatensatz der Arztpraxis sowie einer Abgabebestätigung der gematik (sog. Quittung) werden diese drei Datensätze zu einem Abrechnungsdatensatz zusammengefügt.
Die zukünftige Abrechnung mithilfe des E-Rezeptes wird mithilfe der Datensätze strukturierter und perspektivisch schneller ablaufen als mit dem Muster 16. [/glossar]
[glossar] E-Rezept-Prozess: Standpunkte von Pharma Deutschland :::
Aus Sicht von Pharma Deutschland ist eine schnelle Anbindung aller Leistungserbringer an die Telematikinfrastruktur vonnöten, um eine möglichst flächendeckende und diskriminierungsfreie Verwendung des E-Rezeptes (Ausstellung, Übermittlung, Empfang, Abrechnung) zu ermöglichen.
Pharma Deutschland spricht sich zudem dafür aus, die freie Wahl der Apotheke auch in Zukunft zu erhalten, unabhängig davon, ob die ärztlichen Verordnungen analog oder digital vorliegen. Darüber hinaus ist es notwendig, dass die freie Apothekenwahl nicht durch eine (verdeckte) Steuerung durch Algorithmen oder andere Softwareeinstellungen beeinträchtigt wird und die Patienten so vor unsachgemäßer Beeinflussung von der Ausstellung bis zur Einlösung des Rezepts geschützt sind.
Pharma Deutschland setzt sich für eine zügige technische Umsetzung des gesetzlich verankerten elektronischen Grünen Rezeptes ein. Dabei sollen Ausstellung und Übermittlung für Ärzte möglichst komfortabel sein. Für Versicherte soll das elektronische Grüne Rezept in einem einheitlichen neutralen Format im Smartphone angezeigt werden. [/glossar]
Mit dem E-Rezept werden zukünftig alle Versicherten in Kontakt kommen. Damit wird es eine der am meisten genutzten Anwendungen der Telematikinfrastruktur sein. Pharma Deutschland wird das E-Rezept und weitere darauf aufbauende elektronische Verordnungen für die Mitgliedsunternehmen konstruktiv begleiten.