Städter schätzen ihre Gesundheitsversorgung deutlich besser ein als Landbewohner
Das ist das Ergebnis des BAH-Gesundheitsmonitors, einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung von 2.000 Personen zur Versorgungssituation in Deutschland, die das Meinungsforschungsinstitut Nielsen im Auftrag des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH) jährlich durchführt. Die Zufriedenheit steigt dabei mit der Größe der Heimatgemeinde: So empfindet nur die Hälfte der Bewohner kleinerer Orte mit bis zu 10.000 Einwohnern die Gesundheitsversorgung an ihrem Wohnort als sehr gut oder gut. In den urbanen Gebieten mit mehr als einer Million Einwohnern sagen dies dagegen fast drei Viertel der Befragten.
52 Prozent der Bevölkerung in Orten unter 20.000 Einwohner beurteilen die örtliche Krankenhausversorgung vor Ort als gut oder sehr gut. In Städten mit mehr als 200.000 Einwohnern sind es hingegen 71 Prozent. Bei der fachärztlichen Versorgung ist eine ähnlich hohe Diskrepanz zu erkennen: 45 Prozent versus 65 Prozent. Auch bei der hausärztlichen Versorgung wird die Lage auf dem Land tendenziell als schlechter eingeschätzt als in der Stadt (65 versus 71 Prozent). Mit der Arzneimittelversorgung hingegen sind Stadt- und Landbevölkerung gleichermaßen zufrieden: 80 Prozent beurteilen diese als sehr gut oder gut.
Die Umfrageergebnisse zur Versorgung mit Krankenhäusern und Fachärzten spiegeln sich in der Wahrnehmung der Verfügbarkeit dieser Einrichtungen wider: So ist nach Angaben der Bürger in Orten mit bis zu 10.000 Einwohnern das nächste Krankenhaus im Mittel mehr als 10 Kilometer entfernt. In Millionenstädten sind es nur etwas mehr als 4 Kilometer.
Eine ähnliche Situation zeigt sich bei den Fachärzten: Während in Millionenstädten zum Beispiel der nächste Haut-, Augen- oder HNO-Arzt schon in gut 3 Kilometern Entfernung, also fast um die Ecke, seine Praxis hat, sind diese Arztgruppen in Orten unter 10.000 Einwohnern im Mittel fast 10 Kilometer von der eigenen Wohnung entfernt.
Der aus speziell ausgewählten Antworten gebildete Versorgungsindex stellt eine Art Gesamtbeurteilung für die subjektive Einschätzung der Versorgungssituation der Bundesbürger dar. Er kann maximal 100 Punkte betragen. Deutschlandweit liegt er nun bei 71 Punkten. Unterteilt nach Ortsgröße reicht er von 67 Punkten in Orten mit weniger als 10.000 Einwohnern bis zu 73 Punkten in Orten mit über einer Million Einwohner.
Dr. Martin Weiser, Hauptgeschäftsführer des BAH, sagt: „Diese Stadt-Land-Diskrepanzen werden sich vermutlich in den kommenden Jahren aufgrund des demografischen Wandels und der Urbanisierung weiter zuspitzen. Wir müssen daher sicherstellen, dass auch ländliche Kommunen ihre Infrastruktur aufrechterhalten können. Bei der Gesundheitsversorgung braucht es neue Konzepte. Ein Ansatz ist dabei die Stärkung der heilberuflichen Kompetenz des Apothekers vor Ort. Das könnte in der Übernahme weiterer pharmazeutischer Dienstleistungen bestehen. Zum Beispiel könnte der Apotheker im Sinne einer höheren Arzneimitteltherapiesicherheit eine größere Rolle beim Medikationsmanagement chronisch kranker Menschen spielen.“