Neuer Name - neues Ziel
Ende 2023 ist die Fusion der beiden Pharmaverbände Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) und Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) nach monatelanger Vorbereitung erneut gescheitert. Ein erster Fusionsversuch war bereits 2019 misslungen. Nun will sich der BAH allein zum Leitverband der Pharmaindustrie entwickeln. Ein kurzes Gespräch mit der neuen Hauptgeschäftsführerin Dorothee Brakmann.
Verbändereport: Aus dem Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) wird Pharma Deutschland. Warum?
Dorothee Brakmann: Die Pharmabranche ist, gemessen an ihrer Bedeutung für das Gesundheitswesen und ihrem Anteil an der deutschen Wirtschaftskraft politisch und gesellschaftlich nicht angemessen vertreten. Das wollen wir ändern. Die naheliegendste Lösung wäre eine Fusion mit einem kleineren, aber vergleichbar aufgestellten Verband. Im Rahmen der Fusionsidee hatten uns unsere Mitglieder ganz klar den Auftrag erteilt, Leitverband zu werden. Trotz gescheitertem Zusammenschluss nehmen wir diesen Auftrag sehr ernst und haben beschlossen, selbst zum Leitverband der Branche zu werden. Diese Neuausrichtung des Verbandes und die damit verbundene Umbenennung in „Pharma Deutschland“ wurden Mitte März 2024 auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung mit überwältigender Mehrheit beschlossen. (Anmerkung: Das formale Verfahren zurEintragung des neuen Namens ins Vereinsregister läuft noch / Stand 15. Mai.)
Woher kam die Initiative zur Veränderung?
Die Initiative kam von unseren Mitgliedern, fand aber auch bei Unternehmen, die nicht Mitglieder in unserem Verband sind, großen Anklang. Viele Pharmaunternehmen bedauern es seit Jahren, dass die wirtschaftliche Größe, die Systemrelevanz und die Innovationskraft der Branche so schlecht zu erkennen sind. Pharma Deutschland hat sich fest vorgenommen, das innerhalb der nächsten Jahre zu ändern, und wird sich auch daran messen lassen.
Welche Hürden gibt es zu überwinden?
Um Leitverband zu werden, braucht es mehr als den kraftvollen Beschluss dazu. Der Vorstand des Verbandes befindet sich deshalb mitten in einer Strategiediskussion darüber, mit welchen Maßnahmen und welchen zentralen Themen Pharma Deutschland zum Leitverband der Branche wird. Klar ist schon jetzt: Um Ansprechpartner Nummer eins für Branche, Politik, Medien und Öffentlichkeit zu allen Pharmafragen zu werden, müssen wir die politische Arbeit und die PR stärken und unsere Exzellenz zur Entwicklung, Herstellung und zum Vertrieb von Pharma- Produkten besser zur Geltung bringen.
Auch die Landesverbandsstruktur wurde neu aufgestellt und Sie sind dem VCI beigetreten. Mit welchen Zielen?
Wir sehen den VCI einerseits als Partner, weil wir eine nicht unwichtige Branche im VCI-Spektrum vertreten. Andererseits sind wir als Verband Mitglied geworden, weil der VCI insbesondere mit seiner regionalen Verankerung helfen kann, unsere eigenen Ziele zu erreichen. Bei der Gründung unserer Landesverbände kommen beide Motive zum Tragen. Die VCI-Landesverbände werden stärker und schlagkräftiger, wenn sie die wichtigsten Pharmaunternehmen der Region unter ihren Mitgliedern haben. Gleichzeitig helfen uns die regionale Organisation und das regionale Netzwerk des VCI, schnell stabile Landesstrukturen aufbauen zu können. Grundsätzlich glauben wir an die Kraft von Allianzen und werden über den VCI hinaus bemüht sein, weitere strategische Partnerschaften einzugehen.
Was sind Ihre nächsten Schritte in Richtung neue Ausrichtung?
Eine wichtige große Aufgabe wird es sein, uns als Marke „Pharma Deutschland“ bekannt zu machen. In der Politik, bei den Medien, in der interessierten Öffentlichkeit und nicht zuletzt im gesamten Gesundheitssektor. Klar ist schon jetzt, dass wir lauter, präsenter und pointierter die Anliegen der Branche vertreten wollen. Wir gehen diese Aufgabe mit der Innovationskraft, Hartnäckigkeit und Kreativität an, die Pharma insgesamt auszeichnet. Und wir achten darauf, dass wir unsere Beiträge stabil halten – im Sinne unserer Mitglieder. (KS)
Interview im Verbändereport 02/2024