Freihandel und Digitalisierung brauchen politische Unterstützung
Außenwirtschaftstag 2019: Knapp 280 Vertreter der Medizintechnik-, Pharma- und Labortechnikbranche sowie der Politik diskutierten im Auswärtigen Amt über aktuelle Herausforderungen beim Export.
Stärkerer politischer Einsatz für regelbasierten Freihandel und transparente Rahmenbedingungen für digitale Prozesse: So lauteten zwei wichtige Positionen, die gleich sieben Verbände der exportorientierten Gesundheitswirtschaft auf dem Außenwirtschaftstag 2019 äußerten. Im Auswärtigen Amt kamen auf Einladung des Industrieverbandes SPECTARIS – gemeinsam mit BAH, BPI, GHE, GHP, vfa und ZVEI – zahlreiche Stakeholder aus Politik und Wirtschaft zusammen, um gemeinsam über die aktuellen Herausforderungen beim Export zu diskutieren. Die deutschen Unternehmen aus der Medizintechnik-, Pharma- und Labortechnikbranche sind weltweit präsent. Ein wichtiger Grundpfeiler für ihren Erfolg ist die Netzwerkbildung auf Auslandsmärkten. Mit dem Auswärtigen Amt bietet sich den Unternehmen ein exzellenter Partner, um sich über Märkte zu informieren und eine politische Flankierung für wichtige Vorhaben zu erreichen.
Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Niels Annen, unterstrich in seinem Grußwort die Bedeutung eines multilateralen, regelbasierten Ansatzes. Nur ein vereintes Europa könne die globalen Herausforderungen in Handels- und Wirtschaftsfragen bestehen. Dies gelte insbesondere für den Bereich der Digitalisierung. Gemeinsam mit unseren Partnern innerhalb und außerhalb der Europäischen Union gelte es, das digitale Zeitalter zu meistern und so die Grundlage für die wirtschaftlichen Erfolge der exportstarken Unternehmen der deutschen Gesundheitswirtschaft zu sichern und weiterzuentwickeln.
Im Fokus der Diskussionsrunden standen wichtige Zielländer wie China, Japan, Indien, Russland sowie im afrikanischen Raum, die zunehmenden Sanktionsgesetzgebungen und Chancen durch digitale Produkte und Prozesse. Dabei wurde in den zahlreichen Diskussionsbeiträgen und Panels schnell klar: Im Kampf um die internationale Wettbewerbsfähigkeit wird der Digitalisierung eine Schlüsselrolle zukommen. Marktanteile werden stärker von innovativen, digitalen Geschäftsmodellen abhängen, Staaten richten ihre Gesundheitssysteme mehr und mehr auf intelligente Lösungen aus. Hier ist die Konkurrenz groß: In den USA sitzen führende Technologiekonzerne, und die US-Regierung unterstützt die Weiterentwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) durch Priorisierung der entsprechenden Fördermittel. Eine besondere Rolle wird auch China zukommen: Hier erhalten die meist staatlichen Unternehmen große Unterstützung der Regierung. Um ihre Strategien auch unter dem Megatrend Digitalisierung optimal auszurichten, benötigen die deutschen Unternehmen der Medizintechnik, Pharma- und Labortechnikbranche daher verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen, die zu Standards im internationalen Wettbewerb führen können. Zur Bestimmung geeigneter Rahmenbedingungen ist zunächst ein Dialog zwischen der Politik und der Wirtschaft erforderlich. Um darüber hinaus die Möglichkeiten der Digitalisierung im Gesundheitsbereich auszuschöpfen, wird eine Infrastruktur benötigt, die auf national verbindliche und international anerkannte und verwendete Standards für Daten und IT-Infrastruktur setzt.
Deutlich wurde beim Außenwirtschaftstag auch: Der zunehmende Protektionismus macht vielen Unternehmen Sorgen. Die Unsicherheit auf den Märkten stellt die Unternehmen vor wachsende Herausforderungen und erschwert Planungen. Die Sanktionspolitik der Trump-Administration oder auch der Brexit zeigen, dass die exportintensiven Branchen von der politischen Großwetterlage besonders betroffen sind. Daher setzen sich Politik und Wirtschaft gemeinsam für Fortbestand und Stärkung von Freihandel und Export ein.
Für die Unternehmen der industriellen Gesundheitswirtschaft in Bezug auf den Brexit ist wichtig, dass die bestehenden europäischen Arzneimittel- und Medizintechnikzulassungen Bestand haben und uneingeschränkt von Großbritannien und der EU – wenigstens für eine klar definierte Übergangsphase – anerkannt werden. Regulatorische Rahmenbedingungen sind für die Gesundheitswirtschaft zentrales Element des Marktzugangs. Bei bilateralen Gesprächen und Freihandelsverhandlungen sollte der Dialog zur Harmonisierung regulatorischer und technischer Standards im Gesundheitswesen daher immer mitgedacht werden. Deutschland ist starker Partner für die Verbesserung der Gesundheitssysteme und der Gestaltung der Versorgungsstrukturen in vielen Ländern und Regionen – wie etwa der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU). Hierzu wurden konkrete Ansätze während der Veranstaltung diskutiert. Bestehende Außenwirtschaftsinstrumente sollten stärker auf die Gesundheitswirtschaft angewendet werden, um die Vernetzung von Gesundheitsmärkten zu fördern. Zudem sollte die Gesundheitswirtschaft noch stärker mit Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit verknüpft werden.
Der Außenwirtschaftstag 2019 ist eine gemeinschaftliche Veranstaltung von SPECTARIS – Verband der Hightech-Industrie, GHE – German Healthcare Export Group, GHP – German Healthcare Partnership, ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V., BPI – Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V., BAH – Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. sowie vfa – Die forschenden Pharma-Unternehmen.