Antibiotika – die große Unbekannte
Diese Unkenntnis kann dazu beitragen, dass Antibiotika in nicht wenigen Fällen falsch angewendet werden. Das ist das Resultat einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Gesundheitsmonitors des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH) im 2. Quartal 2017. „Wir sehen daran, wie wichtig es ist, die Bevölkerung über das Thema Antibiotika besser aufzuklären. Dabei sind durchaus auch die Ärzte gefordert“, sagt Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft beim BAH. Am 18. November ist wieder Europäischer Antibiotikatag. Er soll speziell auf die Gefährdung der öffentlichen Gesundheit durch antibiotikaresistente Erreger aufmerksam machen.
Zwei von drei Männern (65 Prozent), aber nur jede zweite Frau (51 Prozent), haben bei der Frage nach der Wirkung von Antibiotika entweder gar keine Idee oder eine falsche Antwort parat: dass nämlich Antibiotika auch gegen virale Infektionen, gegen bakterielle und virale Infektionen oder gegen keine der beiden Infektionsformen geeignet seien. Die richtige Zuordnung steigt mit dem Bildungsniveau: Während nur 32 Prozent der Personen mit Hauptschulabschluss und 34 Prozent mit Realschulabschluss die richtige Antwort gaben, waren es bei den Menschen mit Abitur oder Fachabitur schon 57 Prozent und bei den Akademikern sogar 69 Prozent.
Auch der korrekten Aussage, dass ein vorzeitiges Absetzen von Antibiotika die Bildung von Resistenzen bei Erregern fördern kann, stimmten mehr Frauen als Männer zu (61 Prozent gegenüber 55 Prozent).
10 Prozent derer, die schon Antibiotika genommen haben, geben zu, bereits einmal oder mehrmals Antibiotika verwendet zu haben, die ihnen für diesen Fall nicht vom Arzt verschrieben worden waren.
Woher können diese Medikamente kommen? Bei 26 Prozent derjenigen, die bereits Antibiotika verwendet haben, ist es schon einmal oder mehrmals vorgekommen, dass sie mindestens eine angebrochene Antibiotika-Packung im Arzneimittelschrank hatten. Zur Vorratshaltung bei Antibiotika tendieren vor allem Personen unter 30 Jahren.
„Ganz wichtig ist es, nur vom Arzt verschriebene Antibiotika einzunehmen, und das auch nur so, wie der Arzt das vorsieht. Denn nur dann kann die Therapie wirken. Im anderen Fall droht zudem die Gefahr, dass resistente Erreger entstehen“, meint Kroth.
Vor allem multiresistente, also gegen mehrere gängige Antibiotika unempfindliche Erreger verleihen dem Thema eine besondere Brisanz: „Wegen dieser Resistenzen benötigen wir eine Vielfalt an Antibiotika. Breitspektrum-Antibiotika für die Fälle, in denen kein Test auf den Erreger gemacht wird, zum Beispiel, weil die Therapie unverzüglich eingeleitet werden muss, und Schmalband-Antibiotika nach Erregertest für einen gezielteren Einsatz. Ebenso notwendig ist ein möglichst umfangreiches Angebot an Darreichungsformen, zum Beispiel, weil ältere Patienten oft schlecht Tabletten schlucken können“, so Kroth. Arzneimittel-Hersteller stünden hier aber vor dem Problem, dass das gegenwärtige Honorierungssystem Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten bei Antibiotika geradezu ausbremse. Nochmals Kroth: „Zwar sind wir froh, dass das Thema Antibiotika im Pharmadialog auch bei den politisch Verantwortlichen angekommen ist. Allerdings reichen die getroffenen Maßnahmen nicht aus. Weitere Schritte sind notwendig, um sowohl die bewährten Antibiotika unter für Hersteller wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu erhalten als auch mittel- bis langfristig neue Antibiotika zu entwickeln.“
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